Ganz wie in der Steppe der Mongolei

Bundjugend Saar veranstaltet ein einwöchiges Nomadenlager auf Hof Hochscheid

 St. Ingbert (mal). „Alles", strahlte der zwölfjährige Fabian über das ganze Gesicht auf die Frage, was ihm denn am Nomadenleben besonders gut gefalle. „Vor allem, wenn man abends zusammen am Feuer sitzt" Für eine Woche hat die Bundjugend Saar während der alljährlichen Ferienfreizeit für zehn Kinder zwischen zehn und 14 Jahren ein mongolisches Nomadenlager auf Hof Hochscheid aufgeschlagen. Eine Woche lang steht alles unter dem Motto „gemeinsam mit der Natur leben" - ganz wie in der Steppe der Mongolei. Für die vier Mädchen und die sechs Jungs bedeutet das, mindestens drei Mal am Tag rauszugehen, um Holz für den Steppenofen und das Lagerfeuer zu machen, gemeinsam im Freien zu kochen und abzuwaschen, mit dem mongolischen Bogen schießen zu üben. Aber auch gemütlich am knisternden Lagerfeuer zu sitzen, zu singen und zu trommeln, Spiele zu spielen und in der kreisrunden, hübsch verzierten Jurte mit dem Steppenofen in der Mitte zu schlafen.

  Trotz der Kälte, die bereits während der Nacht und am frühen Morgen herrscht, schlafen die zehn Kinder und ihre Betreuer jede Nacht in dem Rundzelt. Schwierig ist es da nur, morgens die warme, ülzgedämmte, mit. Stroh ausgestreute Behausung zu verlassen, oder nachts im Schlafanzug zur Toilette zu huschen, „Aber daran gewöhnt man sich schnell. Den Kindern macht es schon nichts mehr aus. Auch, dass wir alle aufgesprungene Lippen und raue Hände haben, ist nicht weiter dramatisch", erklärt Alexa Heider von der Bundjugend, die gemeinsam mit der Sozialpädagogin und Musikerin Gabi Klees das Lager organisiert hat. Gabi Klees hat sich ganz der Mongolei und dem Nomadenleben verschrieben, leitet sogar regelmäßig Reisen dorthin. Bereits im vergangenen Jahr leitete sie auf Scheune Neuhaus ein Nomadenlager mit zwei Jurten für Kinder.

Kerzen gezogen und Pilze gesammelt

„Wir machen mit den Kindern all das, was auch die Nomadenvölker machen", sagt sie. „Mir kommt es darauf an, dass die Kinder lernen, dass man auch in den Zeiten, in denen man normalerweise eigentlich nicht mehr zeltet - wie im Herbst - trotzdem draußen leben kann, wie das die Naturvölker ja auch machen."
  Und dazu gehörte auch, mit dem Imker in stundenlanger Arbeit Kerzen zu ziehen, mit dem Förster Pilze und Kräuter im Wald zu suchen und diese zuzubereiten und von der Füzerin Lore Schneider aus Wittersheim zu lernen, wie Filz überhaupt hergestellt wird. Am vergangenen Sonntag - sozusagen zur Halbzeit - gab es als Höhepunkt einen Tag der offenen Tür. Es waren sogar zwei echte Mongolen anwesend. Der Musiker Enkhjargai Daadarvaanchig gab abends ein Konzert mit der Pferdekopfgeige, der Morin Hoor, und mit Ober- und Untertongesang, Seine Frau Oyunüa tanzte dazu. Außerdem kochten sie gemeinsam mit den Kindern original mongolisches Essen wie Bauz, Teigtaschen mit einer Füllung aus gehacktem Lammfleisch, und am Abend Lamm in der Milchkanne, wobei dicke Lammstücke abwechselnd mit Wurzelgemüse, Gewürzen und im Feuer erhitzten Kieseln übereinander geschichtet in der Milchkanne gegart wurden.

  Auch der gewöhnungsbedürftige Ziegeltee, der mit Milch und viel Salz gekocht wird, wurde von den beiden zubereitet Alles im Freien  in der kalten Luft „Ein großer Teil des Tages geht drauf» um die Grundbedürfnisse zu befriedigen", so Alexa Heider. „Der einzige Kontakt zu normalen Häusern ist nur, wenn wir uns waschen oder zur Toilette gehen", sagt die zwölfjährige Veronika. Doch keinem der Kinder macht es etwas aus, erst auf heißes Wasser vom Feuer zu warten. Oder jedes gerade gebrauchte Geschirr sofort zu spülen, damit der Nächste es benutzen kann, statt Berge von Geschirr in die Spülmaschine zu laden. „Man teilt sich die Arbeit einfach", weiß die zwölfjährige Alina, „Jetzt fehlen nur noch die Yaks und die Pferde, um die Stimmung perfekt zu machen", lacht Gabi Klees.

 

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